Richard Busch-Zantner

Die Republik der Skipetaren

Albanien, wie ich es sah

Herausgegeben von Michael Schmidt-Neke und Robert Elsie

Albanian Studies, Vol. 34

ISBN 978-1541252516 Centre for Albanian Studies, London & Deutsch-Albanische Freundschaftsgesellschaft, Halle, 2016 205 pp. Richard Busch-Zantner (1911-1942) hat seinen Bericht über eine Reise nach Albanien zwischen dem 11. und dem 28. Dezember 1927 geschrieben, wie er handschriftlich auf dem Titel des Typo- skripts notiert hat, und Anfang 1928 leicht überarbeitet. Seine im Vorwort sichtbare Absicht, ihn in Buchform erscheinen zu lassen, trog ihn. Der Grund dafür dürfte genau der sein, der diesen Text so faszinierend macht: wir haben hier die Arbeit eines knapp 17jährigen vor uns. Das ist für sich schon singulär. Auch überdurchschnittlich begabte Schüler von heute pflegen bei Projektarbeiten, die sich mit Albanien auseinander- setzen, oder bei Reisebeschreibungen nicht über die reine Dokumentation hinauszugehen, aber diese – bei allen Irrtümern und Fehlprognosen - derart reflektierte Auseinandersetzung mit dem Land lässt nur an sehr wenigen Stellen sichtbar werden, dass es sich um das Produkt eines Jugendlichen handelt. Schon damit wird diese Schrift zu einem wichtigen Zeugnis der Begegnung zwischen Deutschen und Albanern, und damit zu dem Thema, mit dem sich die Deutsch-Albanische Freundschaftsgesellschaft auseinandersetzen sollte. Noch ein anderer Aspekt ist bemerkenswert: Wir haben zahlreiche deutschsprachige Reise- und Erlebnisberichte aus dem Königreich Albanien, z. B. von Hugo Adolf Bernatzik (1930), Friedrich Wallisch (1931), Karl Karohl (1939), sowie Schriften über Albanien als Bestandteil des faschistischen Imperiums von Richard Busch-Zantner (1939), Willibald Kollegger (1942), Erich von Luckwald (1942), aber sehr wenige aus der Albanischen Republik (1925-1928), also der Phase nach der gewaltsamen Machtübernahme durch Ahmet Bej Zogu (1895-1961), in der er seine persönliche Diktatur als Präsident etablierte, bis er sich am 1. September 1928 zum König von Mussolinis Gnaden proklamieren ließ. Busch-Zantners Jugendschrift schließt diese Lücke auch deshalb, weil sie nicht in der anekdotischen Reiseerzählung stecken bleibt, sondern sich um eine Analyse des Erlebten und sicher auch des Angelesenen bemüht. In einer Zeit, in der die offizielle Erinnerung an Zogu in Albanien nach Jahrzehnten der pauschalen Verteufelung in distanzlose Helden- verehrung umschlägt, lohnt es sich, auf zeitgenössische Stimmen zu hören – auch wenn man gerade mit dieser in vielen Punkten nicht übereinstimmen mag. Michael Schmidt-Neke, Kiel Buy this Book on AMAZON
Robert Elsie